Viele Fragen und keine Antworten

Foto: Hendrik Goldbach

Ein Eindruck von der Sassnitzer Einwohnerversammlung am 05.10.2023

Was für eine merkwürdige Veranstaltung diese Einwohnerversammlung am vergangenen Donnerstag in Sassnitz doch war. Bürgermeister und LNG-Befürworter luden ein, um über den Planungs- und Ausführungsstand des LNG-Terminals im Fährhafen Mukran zu informieren und um Fragen der Einwohner zum Thema zu beantworten.

Vertreter der Bürgerinitiativen aus Sassnitz, Binz, Samtens und Sellin fanden sich vor den Räumlichkeiten des Alten Kühlhaues im Hafen Sassnitz ein, um gemeinsam mit Plakaten und Flyern ihren Protest zu bekunden.

Am Eingang wurden Personalausweise kontrolliert, der Sicherheitsdienst musste Nichtsassnizter den Zugang zum Saal verwehren. Ich selbst hatte Glück, da ich einem Pressemitglied an diesem Tag als Kameraassistenz zur Verfügung stehen durfte, somit konnte man mir den Zugang nicht verwehren. Der Raum füllte sich anfänglich schleppend. Der Beharrlichkeit von Thomas Kunstmann, dem Sprecher der Bürgerinitiative Lebenswertes Rügen, selbst Sassnitzer, war es am Ende zu verdanken, dass man schließlich doch jeden Interessierten unabhängig von seinem Wohnort Einlass gewährte. Er konfrontierte den Ostbeauftragen Carsten Schneider damit, dass dieses Terminal doch alle betrifft und nicht nur die Sassnitzer, dem konnte man nichts mehr entgegensetzten.

Nun füllte sich der Saal recht schnell, es war ungewöhnlich viel Presse anwesend. Auf dem Podium saßen wie immer bei derartigen Veranstaltungen ausschließlich LNG- Befürworter, die da waren: der parlamentarische Staatssekretär M-V Miraß (SPD), der Wirtschaftsminister M-V Reinhard Meyer (SPD), der Ostbeauftragte Carsten Schneider (SPD), der Bürgermeister der Stadt Sassnitz Leon Kräusche, Ulrich Benterbusch Geschäftsführung Gascade, Stefan Knabe Geschäftsführung Regas. Im Publikum erste Reihe waren mir persönlich nur wenige bekannt, es handelte sich aber auch da um Unterstützer des Vorhabens, wie die Dame vom TÜV Nord (Name unbekannt), Herr Grunau Stadtvertreter Sassnitz, Ingo Wagner Geschäftsführung ReGas. Im Publikum erkannte man den einen oder anderen Lokalpolitiker wie Frank Borchert Gemeindevertreter aus Sellin, Siegfried Klein (AfD) Gemeindevertreter aus Binz und sogar Bundestagsmitglieder wie Simone Borchardt (CDU) oder Katrin Zschau (SPD).

Hinter dem Podium erhellte nur eine umfangreiche Überschrift die Projektionsfläche, weitere Veranschaulichungen, wie Pläne oder sonstige Darstellungen blieben während der gesamten Vorführung aus.

Leon Kräusche eröffnete die Veranstaltung und konnte bei mir persönlich keine Wissenslücken schließen, Geschweige denn Begeisterung für das Terminal entwickeln. Während der Veranstaltung sollten wir noch seine Beweggründe für seine Zustimmung zum LNG- Terminal erfahren, schließlich wäre er Fachmann für die technische Richtung Seeverkehr und alles was mit Hafen zu tun hat, wäre seine große Leidenschaft. Dies mag man ihm wirklich abnehmen, er scheint der Überzeugung zu sein, dass er etwas Gutes für Sassnitz bewirkt, so mein Eindruck, aber ehrlich gesagt, wirkte er auch ein wenig gutgläubig auf mich. Man mag ihm zustimmen, dass Schiffsverkehr durchaus attraktiv sein kann, aber wirklich mit LNG-Tankern und Containerschiffen? Warum nicht mit Fährschiffen, Segelbooten und Passagierschiffen?

Die anderen Podiumsmitglieder erhielten mehrfach die Möglichkeit, Ihre Argumente dem Publikum darzulegen. Keines konnte den weitaus größeren Teil des Publikums, welcher dem Vorhaben ablehnend gegenübersteht, überzeugen.

Das gesamte Podium hielt daran fest, dass eine Gasmangellage bestehen könnte, wenn es immer Winter kalt wird, Schuld hätte Putin, denn der dreht uns das Gas ab. Welch eine Ironie, dass nur einen Tag später die Medienlandschaft voll mit Meldungen war, dass Russland Deutschland anbietet, durch den noch intakten Strang der Nord Stream Pipeline 27 Mrd. m³ Gas pro Jahr zu liefern.

Rund 15 Personen konnten Ihre Fragen stellen, die Antworten waren wenig aufschlussreich. Herr Staatssekretär Miraß glänzte wie immer mit höchsten Moralansprüchen, wir müssten uns solidarisch mit dem Ausland zeigen, dies benötigte schließlich auch LNG von uns. Minister Meyer fand schon immer den Tourismus wichtig, aber nun auch irgendwie nicht mehr, der Regasbeauftrage, Verzeihung, ich meinte der Ostbeauftrage Herr C. Schneider versuchte den Eindruck zu vermitteln, dass er die Verärgerung der Bevölkerung nachvollziehen könne, wer ihn jedoch schon einmal im Bundestag diesbezüglich erlebt hat, der weiß, dass er da sonst ganz anders ran geht, die Geschäftsführung der Gascade vertreten durch Herrn Benterbusch versuchte überzeugend zu vermitteln, dass für den Osten Deutschland das Gas auch nur von Osten strömen kann, ja und der Herr Knabe von der ReGas versprach uns, dass mit dem LNG- Terminal eigentlich alles viel besser wird für Rügen.

Irgendwann war man auch froh, dass die Show zu Ende war. der Bürgermeister richtete an das Publikum noch abschließende Worte, dabei strömten die Zuhörer an ihm vorbei, um den Raum zu verlassen, dies war wirklich unangenehm, ehrlich gesagt, tat er mir ein bisschen leid. Aber schon so viele vor ihm wollten nur das Beste für die Bevölkerung und am Ende…..

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