Stellungnahme zum Punkt 5.3 Energie des Entwurfs 2024 für die Gesamtfortschreibung des Regionalen Raumentwicklungsprogramms Vorpommern, hier Insel Rügen
Sehr geehrte Damen und Herren,
das offene Bürgerforum -Wir für Rügen- versteht sich als verbindende Interessengemeinschaft von derzeit 284 Mitgliedern der Insel Rügen. Als Verband der betroffenen Einwohner der Insel nehmen wir hiermit Stellung zur geplanten Ausweisung von Windeignungsgebieten und Solaranlagen auf der Insel Rügen und widersprechen der Planung in allen Punkten.
Windkraftanlagen und Solarparks sind keine zuverlässigen und auch ebenso keine preiswerten und umwelt- und ressourcenschonende Energieversorgungseinrichtungen. Sie sind jahreszeiten- und wetterabhängig und werden zum großen Teil aus seltenen Erden hergestellt, welche von anderen Staaten teuer eingekauft und aufwendig verarbeitet werden müssen, eine Unabhängigkeit von anderen Staaten entfällt somit als Argumentation für das Vorhaben.
Der Versuch, bei der geplanten Energieerzeugung eine CO2-neutrale Gesamtbilanz anzustreben, scheitert allein an der Tatsache, dass Rügen über ein aktiv betriebenes LNG-Terminal im Fährhafen Mukran verfügt. Hier wird ein umweltfeindlich geförderter fossiler Energieträger ebenso umweltschädlich transportiert, umgeschlagen und weitergeleitet.
Weiterhin möchten wir mit Nachdruck darauf aufmerksam machen, dass Windkraftanlagen und Solarparks in großen Teilen der Bevölkerung der Insel auf erhebliche Ablehnung stoßen.
Diese Planung gefährdet nicht nur die wertvollen Schutzgebiete der Region, sondern auch die einzigartige Kulturlandschaft, die für die Identität der Insel von zentraler Bedeutung ist.
Die Insel Rügen ist von zahlreichen Schutzgebieten umgeben, darunter Natura 2000-Gebiete, FFH-Gebiete und Landschaftsschutzgebiete. Diese Gebiete sind essenziell für den Erhalt der Biodiversität und müssen dringend vor den potenziellen negativen Auswirkungen der Windkraftanlagen geschützt werden. Die Verwaltung und Planung dieser Schutzgebiete, wie im Managementdokument für die FFH-Gebiete dargelegt, weisen darauf hin, dass Windkraftanlagen erhebliche Störungen für empfindliche Lebensräume darstellen können (siehe Managementplanung FFH-Gebiete Jasmund).
Zusätzlich sollten die Geodaten und Karten, die im Geoportal Mecklenburg-Vorpommern zur Verfügung stehen, berücksichtigt werden. Diese zeigen, dass die geplanten Windeignungsgebiete in sensiblen ökologischen Zonen liegen, die nicht nur Flora und Fauna gefährden, sondern auch die natürliche Schönheit der Landschaft beeinträchtigen. Diese Flächen sind von hoher ökologischer Relevanz und müssen vor baulichen Eingriffen geschützt werden (siehe Geoportal MV).
Die Empfehlungen des Gutachtens zur „Umfassung von Ortschaften durch Windenergieanlagen“ verdeutlichen, dass Windkraftanlagen die Lebensqualität der Anwohner erheblich beeinträchtigen können. Bereits von dem LNG-Terminal in Mukran gehen erhebliche Schallimmissionen und andere Beeinträchtigungen des täglichen Lebens aus, die die Umgebung stark negativ beeinflussen. Eine zusätzliche Belastung durch Windkraftanlagen könnte die ohnehin schon kritische Lärmsituation weiter verschärfen und zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen, einschließlich psychischer Schäden.
Darüber hinaus erfordert die Errichtung der Windkraftanlagen große Mengen an Baumaterialien, was zu einer signifikanten Versiegelung von Bodenflächen durch Fundamente und Zuwegungen führt. Diese Eingriffe schädigen die Landschaft, beeinträchtigen die natürliche Wasseraufnahme und können den Grundwasserhaushalt sowie die Biodiversität zunehmend stören. Die Versiegelung der Böden stellt eine weitere Gefährdung für die Artenvielfalt dar, da sie den Lebensraum vieler einheimischer Arten erheblich einschränkt.
Zusätzlich ist zu befürchten, dass die blinkenden Lichter der Windkraftanlagen in der Nacht die natürliche Dunkelheit stören und nachtaktive Tiere in ihrem Lebensraum beeinträchtigen. Diese Lichtimmissionen könnten den Lebensraum weiter stören und das Verhalten der Tierarten negativ beeinflussen, was langfristige Folgen für die lokale Fauna haben könnte.
Die Zunahme von Infrastruktur für den Betrieb der Windkraftanlagen wird die bereits geschädigte Flora und Fauna weiter belasten. Das Potenzial zur nachhaltigen Zerstörung der Umwelt, einschließlich der Verschandelung der Kulturlandschaft, muss ernsthaft in Betracht gezogen werden. Die negativen Auswirkungen auf das Landschaftsbild könnten die touristische Attraktivität der Region erheblich mindern und somit auch die wirtschaftliche Grundlage vieler Anwohner gefährden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die ökologischen und sozialen Kosten der geplanten Windeignungsgebiete und Solarflächen in keinem Verhältnis zu den potenziellen Vorteilen stehen. Der Erhalt der Artenvielfalt, die Gesundheit der Bevölkerung sowie die Wahrung der kulturellen Identität der Insel Rügen sollten höchste Priorität genießen.
Wir fordern eine umfassende und transparente Prüfung aller relevanten Aspekte sowie die Einbeziehung der Stimmen der Anwohner, Touristiker und Naturschutzverbände in die Entscheidungsprozesse.
Wir bitten um eine schriftliche Bestätigung des Eingangs dieses Widerspruchs.
Mit freundlichen Grüßen
Offenes Bürgerforum -Wir für Rügen-
In Vertretung für 284 Mitgliedern